E-Kompetenzen am Progymnasium Bad Buchau evaluiert

Der sichere Umgang mit neuen Technologien hat eine große und weiter wachsende Bedeutung für Bildung und Beruf. Deshalb hat das Progymnasium Bad Buchau, ein Gymnasium mit Schwerpunkt auf der Medienerziehung, den Erfolg seiner Bemühungen evaluieren lassen. Das Progymnasium nahm schon am ersten Durchgang der neuen Schulleistungsstudie „CILS“ teil, die den Erfolg von Schulen im internationalen Vergleich erfasst und nach einem Kompetenzstufenmodell auswertet. Getestet wuden Schülerinnen und Schüler der achten Klasse. Die Teilnahme an der Studie wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert und vom Institut für Schulentwicklung in Dortmund koordiniert und wissenschaftlich begleitet. Neben Deutschland haben sich rund 20 weitere Länder an dieser neuen internationalen Bildungsvergleichsstudie beteiligt.

Die relativ guten Ergebnisse der Evaluierung des Progymnasiums deuten darauf hin, dass die Bemühungen der Schule im Rahmen ihres Medienprofils sich tatsächlich ausgezahlt haben, wenn es natürlich auch immer noch Entwicklungsmöglichkeiten gibt und ein hoher Standard nur durch ständige Anpassung an technische Veränderungen und Neuerungen gehalten werden kann. Das Ergebnis des Progymnasiums lässt sich aber auch vor der Tatasache interpretieren, dass die bekannten Defizite, besonders entlang der sozialen Schichtung im deutschen Bildungswesen, allgemein weiterbestehen. Deutschland liegt leicht über dem internationalen Mittel und damit weit unterhalb des obersten Kompetenzniveaus, dem der sichere und reflektierte Umgang mit neuen Technologien entspricht, so die Bildungsforscher, die die Studie 2013 konzipierten. Das Progymnasium liegt im Gesamtergebnis mit 594 Punkten deutlich über dem Durchschnitt der deutschen Gymnasien von 570 (Die Skala reicht bis 800, die rudimentäre erste Kompetenzstufe endet bei 407 Punkten). Erfreulich ist, dass die beiden untersten Kompetenzstufen am Progymnasium nur von 6 Prozent der Schüler nicht überschritten werden (an deutschen Gymnasien: 7,6 Prozent, an allen anderen deutschen Schularten und international etwa 40 Prozent). Noch auffälliger ist der relativ hohe Anteil von Schülern des Progymnasiums in der höchsten Kompetenzstufe: Immerhin 9 Prozent der Schüler erreichen sie, im Unterschied zu 3,4 Prozent an deutschen Gymnasien und 0,3 Prozent an anderen Schulformen (internationaler Mittelwert 2 Prozent).

Die Studie befasst sich auch mit den Rahmenbedingungen des Unterrichts. Hier sticht das Progymnasium mit seiner Ausstattung hervor, allerdings weit entfernt von Ländern wie Norwegen oder Australien, wo auf 2 Schüler ein Computer kommt (Progymnasium 8 zu 1, deutsche Gymnasien 13 zu 1). Besonders auffällig ist auch die gute Wartung und technische Unterstützung, ohne die die beste Ausstattung nicht nutzbar wäre.

Die relativ geringe Zahl von fortgebildeten Lehrern (Gymnasien 18 Prozent, international 40 Prozent) scheint zu bestätigen, dass der Unterricht durch das Angebot an IT-Geräten stärker gewinnt als durch Fortbildungen: Die Möglichkeiten und Angebote schaffen Bedürfnisse und an diesen wachsen die Fähigkeiten. Ein wirklich hohes Maß an Kompetenz kann aber sicher nur mit erhöhter pädagogischer Qualität erreicht werden.

Dabei bestätigt die Studie, dass Lehrer durchaus ihre Defizite erkennen und an Fortbildungen, am besten vor Ort, interessiert sind. Weit mehr Lehrer als nur die fortgebildeten kooperieren darüber hinaus  mit ihren Kollegen beim Einsatz moderner Medien und arbeiten gemeinsam an IT-gestützten Unterrichtsmodellen, doppelt so viele wie an deutschen Gymnasien – allerdings nur halb so viele wie im internationalen Vergleich – ein Ergebnis, das sonderbar wirkt.

Dass der Einsatz am Progymnasium gute Ergebnisse zeitig, liegt vermutlich auch an der positiven Enstellung der Lehrkräfte, die zu 70 Prozent den hohen Wert der Kompetenzen bei der Informationsbeschaffung bestätigen (deutsche Gymnasien 40%). 96 Prozent der Lehrer am PG benutzen Medien wenigstes einmal im Monat, die Hälfte mindestens einmal pro Woche. Der Wert des Computers für individualisierendes Lernen wird aber trotzdem eher gering geschätzt, was wohl so gedeutet werden kann, dass Lern-und Übungsprogramme noch stärker genutzt werden könnten.

Ein hoher Anspruch wird darin deutlich, dass die Lehrer des Progymnasiums die Gefahren im Umgang mit den Medien sehr hoch einschätzen: Das Internet animiert zum Kopieren und hzur passiven Rezeption. Aus dieser kritischen Haltung der Lehrer folgt vermutlich eine entsprechende Berücksichtigung bei der Organisation und Bewertung der Schülerarbeit, die zur Kompetenzsteigerung beiträgt. Dies spiegelt sich auch im Lehrplan und im Methodencurriculum der Schule.

Am häufigsten wird der Computer am Progymnasium in Informatik und in den Geistes- und Gesellschaftswissenschaften eingesetzt, hier liegt das Progymnasium auch deutlich vor deutschen Gymnasien. Überraschend ist der sogar im internationalen Vergleich geringe Anteil der Fremdsprachen, obwohl doch gerade hier der Computer und das Internet für das individualisierte Lernen und Fördern reichhaltige Möglichkeiten bietet, vom multimedialen und interaktiven Vokabeltraining mit sofortiger Lernkontrolle bis hin zu kreativen Webquests. Die Möglichkeiten von „e-learning“ und  „blended learning“ scheinen noch nicht ausgereizt zu sein. 

Natürlich war die Schule nach dem Testende 2013 auch nicht untätig. Die Ausstattung hat sich um PCs, Laptops und iPads vermehrt, sodass nun mit einem Verhältnis von 1:3 fast schon australische Verhältnisse erreicht wurden. Auch der Einsatz in den Naturwissenschaften und den Fremdsprachen hat sich deutlich gesteigert. 

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