Gedenken an jüdische Mitbürger

„Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist“ unter diesem Gedanken stand beim ehemaligen Buchauer Bahnhof eine kleine Feierstunde zum Gedenken an die ehemaligen jüdischen Mitbewohner in Bad Buchau. Zum Gedenken an eben jene Mitbürger wurde eine Erinnerungstafel mit den 270 Namen enthüllt und in den Weg zu dem kleinen Bahnhofspark eine der sogenannten Erinnerungs-Stolperschwellen eingelassen. Wie schon an vielen Orten in Deutschland hat auch in Bad Buchau der Kölner Künstler Gunter Demnig die Stolperschwelle aus Messing gestaltet womit die Stadt Bad Buchau und der Gesprächskreis Juden in Buchau an die ehemaligen jüdischen Mitbürger erinnern möchte.

Schüler des Progymnasiums und der Federseeschule verlasen die 270 Namen und Mitglieder des Gesprächkreises Juden in Buchau zeigten einige Einzelschicksale, darunter Namen wie Einstein, Dreifuß, Weil oder Vierfelder, auf. Musikalisch wurde die Feierstunde von drei Schülerinnen der Jugendmusikschule Bad Buchau mitgestaltet. Rolf Preißing durfte die zahlreichen Teilnehmer, darunter auch den Landesrabbiner Netanel Wurmser und Professor Dr. Wolfgang Marcus als Beauftragter des Kuratoriums für das Denkstättensekretariat, begrüßen.

Über Jahrhunderte hinweg, so Preißing, sei die Stadt die Heimat vieler jüdischer Familien gewesen. Aber das menschenverachtende NS- Regime habe dies mit Gewalt zerstört. Der Weg aus der Stadt in die Emigration und in die Konzentrationslager führte hin zum ehemaligen Bahnhof und zum Buchauer Zügle genau über die Stelle wo jetzt die Erinnerungs-Stolperschwelle, die ein europaweites Denk- und Mahnmal darstellen, eingebaut werden. Viele Bürger seien der Meinung man solle die Geschichte ruhen lassen, aber die Geschehnisse von damals könnten sich wiederholen, vertrat Charlotte Mayenberger vom Gesprächskreis Juden in Buchau ihre Meinung. Damit man an die Geschichte von damals immer erinnert werde, sollen die Stolpersteine über den Weg verlegt werden. Hier sei die Stelle, so Mayenberger, den viele der jüdischen Mitbewohner oft auch als letzten Weg gegangen seien und nicht zurück kehrten. Der Weg zum Zug in die Freiheit aber meistens in den Tod.

Landesrabbiner Netanel Wurmser zeigte sich erfreut, dass mit den Stolpersteinen an die jüdischen Mitbewohner von damals gedacht würde. Jedesmal beim Übertreten dieser Schwelle sei das immer ein Moment der Erinnerung. Die Gefahr von „Rechts“ sei leider immer noch nicht ausgestanden, und so sei ein Stolperstein immer ein Anstoß zur Erinnerung dazu.

Erinnerung wieder heimholen

Ähnliche Worte nahm Professor Dr. Wolfgang Marcus in den Mund. Mit den Stolperschwellen könne man die Erinnerung wieder heimholen, und an eine große jüdische Gemeinde von damals erinnert werden. Überhaupt sei Buchau damals eine bedeutende Größe gewesen, und die Nazis hätten damals die wertvollsten Menschen aus Deutschland „rausgeschmissen“. Aber Buchau sei immer noch tief mit dem jüdischen Leben verankert, zum einen mit dem jüdischen Friedhof, dem Platz der Synagoge und nun mit den Erinnerungs-Stolpersteinen. Gunther Demnig, der die Stolperschwelle geschaffen hat, erklärte Sinn und Zweck von Stolpersteinen, Stolperschwellen die er seit 1995 in ganz Deutschland verlegt. Seit einigen Jahren auch solche wie nun in Bad Buchau die an die Opfer des Nationalsozialismus erinnern sollen.

Die Schwelle aus Messing trägt die Inschrift: Buchau 1933-1945, VON HIER AUS, 106 Juden werden zur Auswanderung gezwungen, 113 Juden werden deportiert : Riga-Ausschwitz-Izbica-Theresienstadt. 4 kommen zurück.

Klaus Weiss – Schwäbische Zeitung – Ausgabe 18.04.2013

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